In 7 Schritten zur attraktiven Arbeitgebermarke
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Zwei von drei Mittelständlern sehen darin die stärkste Wachstumsbremse der nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte. Grund genug für Unternehmen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Sollte man glauben.
Wenn man allerdings auf die Karriere-Seiten vieler Unternehmen schaut, zeigt sich meist triste Eintönigkeit und graue Bürokratie: Lieblose und unspezifische Stellenbeschreibungen mit einer langen Liste an Anforderungen und Erwartungen, altbackene Formulierungen, umständliche Bewerbungsprozesse vermiesen den jungen Talenten die Lust sich zu bewerben.
Noch dramatischer ist ein Blick in die SocialMedia Kanäle: hier herrscht meist konsequente Abwesenheit. Manchmal verzweifelte und unbeholfene Versuche, irgendwas zu machen oder gar "lustig" zu sein. Wie das dann ankommt (wenn es überhaupt ankommt) ist schnell beschrieben: schlecht, unprofessionell, abschreckend - genau das Gegenteil von anziehend und attraktiv.
Employer Branding = Zielgruppenkenntnis
Lernen Sie Ihre Zielgruppe kennen: die jungen gut ausgebildeten Fachkräfte, die Sie gerne einstellen wollen. Jüngere Arbeitnehmer sind vollständig digital aufgewachsen und haben hohe Ansprüche an ihren künftigen Arbeitgeber. Diese müssen Sie erfüllen!
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für Unternehmer und Führungspersönlichkeiten im B2B Mittelstand
1. Definieren Sie Ihren Markenkern als Arbeitgeber
Kommen Sie Ihrer eigenen Identität auf die Spur und formulieren Sie, was Sie als attraktiven Arbeitgeber auszeichnet. Warum sind Ihre Mitarbeiter so zufrieden? Welche Benefits bieten Sie Ihren Mitarbeitern? Wie wird in 3 oder 5 Jahren sein, bei Ihnen zu arbeiten?
Rücken Sie Inhalte wie Unternehmenskultur und Werte in den Fokus. Bleiben Sie aber unbedingt bei der Realität und machen Sie Ihre echten/wirklichen Stärken sichtbar. Und das müssen nicht immer die Hype-Themen und Trends, sondern können ganz individuelle Vorzüge und Besonderheiten sein:
- Identität und Mission des Unternehmen
- besonderer Standort und Umgebung
- spannende Herausforderungen der Branche / Zielgruppe
- Selbstständiges Arbeiten / Verantwortungsübertragung
- Home Office und Arbeitszeitmodelle
- Karriere-Programme / Entwicklungsperspektiven
Unternehmen müssen ein Umfeld schaffen, in dem sich die Talente wohlfühlen und einen guten Job machen können (und wollen).
2. Seien Sie ehrlich und authentisch
Vor allem Echtheit und Glaubwürdigkeit und Wertschätzung der Mitarbeiter sind Themen, die mitunter genauso viel zählen und von Fachkräften gesucht werden. Denn auch die "ach so tolle Startup-Mentaliät" mit Kicker und Bio-Obst hat bekannterweise ihre Schwächen und ist längst nicht mehr für alle High-Potentials das Non-Plus-Ultra bei der Jobsuche.
Was zählt sind realistische Darstellungen - keine vollmundigen Hochglanz-Versprechen von New Work, Diversität und flachen Hierarchien, die einer ambitionierten Marketing-Agentur entsprungen sind. Und auch perfekt durchgestylte SocialMedia-Auftritte halten einem Realitätscheck meist nicht stand und schaden mittelfristig der Glaubwürdigkeit. Diversität lässt sich nicht beschließen und über Nacht einfach herstellen. Flache Hierarchien bestehen - oder bestehen eben nicht. Das lässt sich nicht schön reden oder herbeizaubern.
3. Webseite: So optimieren Sie Ihre Karriereseite für qualifizierte Interessenten
Auf Ihrer Webseite werden potentielle Bewerber als erstes schauen, mit wem sie es zu tun haben. Auch wenn Sie nur ein kleines Unternehmen sind, geben Sie sich unbedingt die Mühe und erarbeiten Sie eine moderne und attraktive Webseite. Junge Talente leben und denken digital. Und erwarten dies auch von einem zukünftigen Arbeitgeber. Ein Chef, dem sie erst das Internet erklären müssen, ist für jüngere Generationen selten ein Vorbild.
Die Karriereseite sollte Sie als Arbeitgeber vorstellen und Ihre Unternehmenskultur spürbar machen. Präsentieren Sie hier Ihre Unternehmens-Identität und zeigen Sie auf, womit der Bewerber rechnen kann. Beschreiben Sie Ihre Vorzüge, lassen Sie aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter für Sie sprechen. Stellen Sie Ihre Ausbildungs- oder Weiterbildungsprogramme vor. -> Bewerben Sie sich bei den begehrten Fachkräften!
Machen Sie Ihre Mitarbeiter zu Markenbotschaftern
Das funktioniert allerdings nur, wenn die Mitarbeiter dies freiwillig tun und sich mit dem Markenkern des Unternehmens identifizieren. Nur dann werden sie bereitwillig positive Geschichten erzählen und ihre Erfahrungen teilen. Und genau diese Geschichten geben dem Unternehmen ein authentisches Gesicht und prägen die positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Arbeitgeber, die dies erreichen wollen, müssen sich fragen, mit welcher Botschaft sie glaubhaft und überzeugend nach außen treten können.
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4. Stellenbeschreibungen, die passende Talente ansprechen
Viele Stellenbeschreibungen lesen sich wie lange und unrealistische Wunschlisten mit 95 Anforderungen und Bedingungen. Denken Sie um! Erwähnen Sie nur die wirklich unbedingten Must-Haves und formulieren Sie das Tätigkeitsprofil offen und interessant, so dass sich auch Nachwuchskräfte, die zu Ihnen passen, angesprochen und nicht abgeschreckt fühlen.
Bedenken Sie, dass fachliche Expertise in der Regel immer erlernt werden kann. Übereinstimmende Werte und passende Persönlichkeitsprofile sind viel schwieriger zu finden. Seien Sie offen für Quereinsteiger und bieten Sie ganz direkt Nachqualifizierungen an.
Was fehlt sind Zukunftsfähigkeit und Perspektive für künftige Mitarbeiter.
Wecken Sie das Interesse der zukünftigen Spitzenkräfte und Talente mit Modernität und Aufgeschlossenheit. Betonen Sie Ihre Stärken als Arbeitgeber und was die Arbeit bei Ihnen auszeichnet. Und damit sind nicht das Bio-Obst, ein cooler Kicker oder die kostenlosen Getränke gemeint, sondern echte Benefits, die das Arbeiten und die Weiterentwicklung fördern.
5. Halten Sie den Bewerbungsprozess schlank
Digitale Fachkräfte sind online aktiv und mobil unterwegs. Wenn sie sich bei einem Unternehmen bewerben, dann erwarten sie - zu Recht - eine schnelle Rückmeldung. Alles andere wird als unorganisiert, nicht wertschätzend und rückständig empfunden.
Etablieren Sie einen schlanken Recruiting-Prozess. Vom Eingang der Bewerbung über die Sichtung der Unterlagen und ggf. interne Absprachen und der Kontaktaufnahme mit dem Kandidaten sollten nicht mehr als 48 Stunden vergehen. Sorgen Sie dafür, dass auch in turbulenten Phasen oder zu Urlaubszeiten diese Praxis eingehalten wird. Andernfalls riskieren Sie ggf. eine Absage, weil der gesuchte Experte nicht auf Sie wartet, sofern er noch weitere offene Bewerbungen hat.
Bieten Sie auch Video-Meetings für ein erstes Kennenlernen an. Damit bekommen beide Seiten schnell und unkompliziert einen ersten Eindruck, ob sich weitere Gespräche lohnen. Und auch die nächsten Schritte sollten so kurz wie möglich gehalten werden.
Natürlich darf bei all dem Tempo die Qualität nicht leiden. Eine angemessene Kommunikation mit dem Bewerber ist ebenso wichtig wie ihm Spielraum zu geben, Termine zu koordinieren und über alles nachzudenken. Aber wenn sich Ihr Feedback hinzieht, fühlt sich der Bewerber wenig wertgeschätzt und das Unternehmen deutet Entscheidungsschwierigkeiten an.
Besser ist es, durch kurze Rückmeldezeiten und schnelle Terminfindungen unternehmensinterne Flexibilität und kurze interne Wege zu kommunizieren.
6. Werden Sie aktiv. Active Sourcing über LinkedIn (und Xing)
Die großen Business Netzwerke LinkedIn und Xing eignen sich hervorragend um White Collar Fachkräfte kennenzulernen und für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Dazu ist aber mehr als eine Stellenanzeige notwendig. Sie müssen auch hier als moderner und attraktiver Arbeitgeber auftreten und in der Branche und bei der Zielgruppe entsprechend sichtbar werden.
Der nächste Schritt kann dann das aktive Ansprechen geeigneter Kandidaten sein, die Sie über die vielfältigen Filtermöglichkeiten identifizieren oder erreichen können. Aber auch hier sind Sie nicht der Einzige und müssen sich strategisch und kontinuierlich aufstellen.
Viele Fachkräfte suchen nicht aktiv nach einem neuen Arbeitgeber, sind aber wechselwillig. Unternehmen müssen also mit künftigen Bewerbern ins Gespräch kommen, sich quasi bei ihnen bewerben.
Tipp: Bilden Sie ggf. einen virtuellen Talent Pool, in dem Sie qualifizierte Kandidaten für späteren Zeitpunkt vormerken.
7. Google Jobs - So nutzen Sie die Suchmaschine um potentielle Bewerber direkt zu erreichen
Eine weitere oft unterschätzte Option bietet Google mit seinem speziellen Job-Service. Insbesondere für Arbeitgeber in Regionen mit geringerer Unternehmensdichte kann dies ein Gamechanger sein. Aber auch in den Städten lohnt es sich, die eigenen Stellenangebote für Google Jobs zu optimieren und von der großen Reichweite zu profitieren.
Fazit: Ihr Markenkern muss der Realität entsprechen
Basis ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit der eigenen Unternehmens-Identität, also dem Blick nach innen. Denn was hier nicht positiv ist, kann auch nach außen hin nicht als positiv verkauft oder vermarktet werden, zumindest nicht nachhaltig.
Und dann gilt es, sich modern und zukunftsfähig zu präsentieren, in allen Medien, in denen die Zielgruppe, also die Fachkräfte, online unterwegs sind, um sich zu informieren.
Auch wenn Sie vielleicht mit der eigenen Digitalisierung noch am Anfang stehen: Dann erwähnen Sie das und betonen dies als besondere Herausforderung. Die eine oder andere Digitalfachkraft wird das ggf. als spannende Aufgabe betrachten und sich vielleicht genau deshalb bei Ihnen bewerben.
👉 Die hier genannte Vorgehensweise ist Bestandteil meiner Positionierungs-Workshops und kommt auch in angepasster Form beim Personal Branding und in meinem Personal Branding Coaching zum Einsatz.
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