Ein Vater und sein Sohn haben einen schweren Autounfall. Der Vater wird dabei getötet, das Kind schwer verletzt. Als das Kind in den OP-Saal gebracht wird, sagt der Arzt zur Kranken­schwester: »Ich kann diese Operation nicht durchführen, dieser Junge ist mein Sohn.« Wie ist das möglich?

Die Auflösung: "Der" Arzt ist die Mutter.

Das generische Maskulinum behauptet, alle seien mitgemeint. Aber unser Gehirn macht da nicht mit. Menschen stellen sich bei „der Arzt“ einen Mann vor. Kahneman hat das bereits beschrieben, lange bevor die „Gender­de­batte“ aufkam: Das Gehirn greift auf Muster zu, nicht auf Regeln. Und „Arzt, Ingenieur, Chirurg, Kapitän, Professor“ sind in den gespei­cherten Mustern männlich kodiert. Egal, wie sehr man Frauen „mitmeint“.

Wir brauchen entweder geschlechts­s­pe­zi­fische oder geschlechts­neu­trale Begriffe. Das generische Maskulinum funktio­niert nicht.

Daher habe ich mich entschieden, in meinem Buch „sanft“ zu gendern. Das heißt, ich werde alle Perso­nen­be­zeich­nungen (z.B. Unternehmer:innen, Politiker:innen) in der Gender­va­riante verwenden. Allgemeine, eher symbolische Begriffe (z.B. Sender, Empfänger, Entscheider, Arbeitgeber) genauso wie zusam­men­ge­setzte (Kunden­zen­trierung) und englische (z.B. Influencer, Follower) verwende ich im generischen Maskulinum.